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FLUT (2021-2022)

Anker 1
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Von der Gewalt der Gewässer.

Von der Gewalt der Natur.

Die sich zu wehren weiß.

Die sich zu regenerieren weiß.

Mit oder ohne Menschen.

FLUT

Es hatte tagelang geregnet. Vier Tage bevor der Wasserstand seinen dramatischen Höchststand erreichte, verschickte das European Flood Awareness System erste Warnungen. Diese wurden von Stunde zu Stunde genauer und zugleich bedrohlicher. Allerdings reagierten weder die zuständigen Stellen noch die Medien angemessen darauf.

Die Flut forderte am Ende mehr als 180 Todesopfer, hinterließ Tausende verwüsteter Häuser, vernichtete die Infra-struktur in den betroffenen Gebieten und erzeugte ein enormes Leid. 

Das Bild, das sich nach der Flut im Ahrtal zeigte, war bizarr. Die Anfahrt über die Höhen ließ nichts von dem Chaos erahnen, das einen im Tal erwartete. Der Übergang von der unversehrten Landschaft zur grenzenlosen Verwüstung war abrupt und überstieg jede Vorstellungskraft: Weggespülte Häuser und leere Fenster- und Türöffnungen zeigten die Kraft, mit der die Flut über die Menschen und deren Hab und Gut hereingebrochen war. Braune Flächen mit distinkter Oberkante markierten den Höchststand des Wassers – wie niedergeschriebene Notizen der Katastrophe.  Die Menschen schleppten eimerweise verschlammten Besitz und angeschwemmten Müll aus den Häusern – der Schock und die Fassungslosigkeit standen ihnen ins Gesicht geschrieben.

Mitten im Chaos boten die von der Flut zusammengeschobenen, bizarren Skulpturen aus Treibgut eine eigentümliche Orientierung. Wie Mahnmale ragten sie in den Himmel. Die aus abgerissenen Ästen, herausgerissenen Sträuchern, Bäumen und zivilisatorischem Treibgut verknäuelten Figuren standen wie Zeugen der Katastrophe in der geschundenen Landschaft. Während der Aufräumarbeiten entstanden aus Müll und Schrott weitere skurrile Gebilde, die unwillkürlichen Installationen glichen. Gerade so, als ob die Katastrophe mit ihren kreativen Schöpfungen dem Neuanfang einen Weg bereitet.

Die Veränderungen der Landschaft und die bizarren Hinterlassenschaften der Flut wurden über neun Monate mit der Kamera festgehalten. Die Aufnahmen sind stille Zeugen unruhiger Zeiten, in denen Natur und Zivilisation zunehmend kollidieren. Sie dokumentieren den auch in Deutschland um sich greifenden Klimawandels. Entstanden aus der Synthese von entfesselter Naturgewalt und menschlichen Habseligkeiten zeigen vor allem die Flut-Skulpturen eine grausam-schöne Ästhetik in einer dystopisch anmutenden Landschaft.

FLUT (selected images)

Anker 2

FLUT (images in chronological order)

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